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SoulStriptease - eating isn't very chanel - 1

  • Jennifer Kinga
  • 8. Juli 2016
  • 7 Min. Lesezeit

,,Am Anfang merkt man noch nicht viel davon, man denkt es ist normal und es geht bald wieder vorbei. Man hat eines Tages keine Lust mehr irgendetwas zu tun. Will nichts essen. Nichts interessiert einen, man ödet sich. Alles dreht sich nurnoch um die Ernährung und den Körper. Ums dünn sein. Aber diese Unlust verschwindet nicht wieder, sondern sie bleibt. Sie wird schlimmer von Tag zu Tag. Von Woche zu Woche. Genau so wie der Hunger und das Verlangen noch dünner zu werden. Man fühlt sich immer missmutiger, ausgelaugter und kraftloser. Immer leerer im inneren, immer unzufriedener mit sich und der Welt. Es ist als hätten mit dem Gewicht zusammen auch die ganzen Emotionen abgenommen. Die ganze Welt kommt einem fremd vor und geht einen nichts mehr an. Man realisiert nichts mehr. Es gibt keinen Zorn mehr und keine Begeisterung. Den erlebt nur noch Ana, wenn ich was esse ist sie zornig und wenn ich Hunger ist sie begeistert. Man kann sich nicht mehr freuen und nicht mehr trauern. Man verlernt das Lachen und das Weinen. Dann wird es kalt in einem und man kann nichts und niemanden mehr lieb haben. Man ist leer. Es gibt Menschen die einem wichtig sind und man diese nicht verlieren möchte. Bindungs- und Verlustängste. Doch das Empfinden ist verschwunden. Man fühlt komplett garnichts mehr. Man wird ganz gleichgültig und grau. Es ist als würde sich Ana von den ganzen Empfindungen ernähren. Als würde sie mich beherrschen. Mich zerstören. Ich kann nicht mehr.`` - me, 2k14

WOW,

ich hätte niemals gedacht, dass ich meinen Mut so weit bringen würde. Aber ich werde dir jetzt über die schlimmste Zeit in meinem Leben erzählen. Die Zeit in der ich jeden fucking Moment hätte sterben können.

Du kannst dir vermutlich schon denken um was es geht.

Okay fuck, ich habe gerade richtig Gänsehaut allein schon an den Gedanken, das jetzt alles aufzuschreiben und zu veröffentlichen..

Aber never mind, auf gehts.

Wie ich gestern schon minimal angedeutet habe,

habe ich wegen der Neurodermitis weniger angefangen zu essen,

Denn nach jeder Mahlzeit kam ein neuer Schub.

An manchen Tagen habe ich gar nichts mehr gegessen habe, weil ich einfach Angst hatte, dass mein gesamter Körper wieder mit diesem ugly Ausschlag versehen wird.

Da ich aber mit meinem Körper sowieso nicht wirklich zufrieden war,

sah ich es auch als Chance ein bisschen abzunehmen.

Ich fing an mich im Internet zu informieren,

welche Nahrungsmittel man bei der Neurodermitis nicht mehr zu sich nehmen sollte bzw. welche Nahrungsmittel auch schlecht zum abnehmen geeignet sind.

Aus welchen Gründen auch immer, nahm ich mir vor einen Monat lang nur zu frühstücken. Dieses durfte dann max. 500 kcal haben.

Jedoch wollte ich mich selber immer wieder übertoppen und aß entweder gar nichts oder nur einen Apfel.

In der Schule trank ich total viel Wasser, damit das Hungergefühl verschwand. Logischerweise verschlimmerten sich in der Zeit auch wieder meine Kreislaufprobleme und mein Immunsystem wurde schwächer. Aber das war mir sowas von egal,

denn das erste Mal seit Ewigkeiten hatte ich wieder Erfolgserlebnisse. Ich hatte das Gefühl, mein Leben wenigstens in dieser Hinsicht unter Kontrolle zu haben.

Ich zog diesen einen Monat wirklich komplett durch.

Ich nahm 5 kg ab und war unbeschreiblich stolz auf mich!

wie es halt so ist haben auch andere angefangen zu sehen, dass ich abgenommen hatte und ich sah das als positive Bestätigung.

Mein Selbstwertgefühl fing dadurch langsam an wieder zu wachsen.

Doch das war mir nicht genug. Ich wollte mehr.

Wenn ich 5 kg geschafft habe, dann schaffe ich auch 10!

Ich fing an im Internet nach verschiedenen Blogs zu suchen und fande dann einen ''Pro Ana'' Blog von dem ich total fasziniert war, weil das Mädchen einfach durch etwas ähnliches wie ich ging.

Sie hatte Neurodermitis und auch tausend andere Probleme.

Dadurch fühlte ich mich direkt mit ihr verbunden.

Ich verschlang den gesamten Blog innerhalb ein paar Stunden und war total inspiriert. Vor allem darüber, wie schnell man es schaffen kann die Kontrolle über seinen Körper zu haben.

Direkt begann ich mir ein ''EAT DIARY'' zu basteln, indem ich dann alles dokumentierte. Ich schrieb alle Möglichen Diäten rein, Sport- und Esstagebuch, Ablenkungen die ich machen konnte, wenn ich hunger bekam, Nahrungsmittel und Getränke die ich trinken durfte und natürlich auch die Kalorien dazu, eine To-Do Liste was ich alles erreichen möchte bis hin zu einem Gewichtsdiagramm.

Ich druckte tausende Bilder von abgemagerten Girls aus, klebte sie auf mein Diary und hing sie mir überall im Zimmer hin, denn ich wollte mein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Wenn alles schon schief in meinem Leben läuft, dann will ich wenigstens dünn sein.

Ich litt so unglaublich stark unter Selbsthass und dachte, dass die einzige Möglichkeit mich wieder selber zu lieben, dass dünn sein wäre. Je mehr Knochen, desto schöner.

Doch ich war nicht alleine.

Ich bin eigentlich gemeinsam mit einer Freundin von mir in die ganze Sache gerutscht. Da sie auch abnehmen wollte, beschlossen wir zusammen die sogenannte ''Alice Diät'' zu machen.

Mit der wir ziemlich viel, in relativ kurzer Zeit abgenommen haben.

In den 22 Tagen nahm ich 6 Kg ab. Ich war so happy.

Doch wir fanden uns immer noch zu dick und wollten mehr.

Damit wir noch effektiver und schneller abnehmen,

beschlossen wir die gesamte Woche zu fasten und am Wochenende dann dafür eine Art ''Cheatday'' zu machen.

Das war die allerALLER kränkste Zeit omg.

Mir wird jetzt noch schlecht an dem Gedanke daran, hahah.

Samstagabend fing das meiste dann an, wir trafen uns schon halber verhungert und gingen sofort los zum Einkaufen.

Der Einkaufswagen war voll mit:

  • Nutella und Schokolade

  • Chips und anderes Knabberzeug

  • alle mögichen Arten von Süßigkeiten

  • Müsli (ciniminies meistens haha)

  • Kääääse

  • Toast

  • Mac&Cheese

  • Pommes

  • Donuts

  • whatever

Innerhalb eineinhalb Tagen stopften wir uns permanent mit allem voll was gefunden haben. Wir waren außer Rand und Band.

Nichts war mehr safe vor uns hahah.

Manchmal genügte uns sogar das Essen nicht, welches wir gekauft haben, deswegen bestellten wir uns dann zusätzlich mehrere Pizzen und natürlich noch Ben&Jerrys.

Ich weiß bis heute nicht wie wir das alles runterbekommen haben.

Aber wie es halt so ist haben wir uns danach so richtiiig elend gefühlt. Uns war mega schlecht, wir hatten die größten Bauchschmerzen durch das ganze durcheinander essen, weil unser Magen einfach an so große Portionen nicht gewöhnt war + Schuldgefühle hoch100000

Doch genau durch diese Cheatdays mutierte die Essstörung noch zu einer Art ''binge eating'' und durch die Angst wieder dick zu werden kam dann noch ein Ansatz von Bulimie dazu.

Wir steckten uns absichtlich den Finger in den Hals, um die Schuldgefühle wieder los zu werden.

Wir gingen einfach durch die größte Hölle.

Ungefähr 3 Wochen haben wir diesen Teufelskreislauf durchgezogen. In dieser Zeit erreichte ich mein Wunschgewicht von 42, doch ich fühlte mich dicker als je zuvor. Obwohl ich so unglaublich dünn war. Der Schmerz in den Spiegel schmerzte und beinahe jedes Girl, welches mir entgegen kam erschien mir dünner.

Da ich nur 1,59 cm groß bin, lag ich schon ziemlich im Untergewicht.

Dementsprechend war es auch nicht mehr gesund.

Mein gesamtes Selbstbild und Hungergefühl bzw. Essverhalten waren komplett zerstört und verzerrt.

Selbst als ich tagelang nichts gegessen habe, verspürte ich keinen hunger mehr. Mein Körper hatte sich daran gewöhnt und wenn ich mich dann doch wieder entschieden habe was zu essen, ging ich direkt wieder auf die Toilette um mich zu übergeben.

Irgendwann stand dann letztendlich die 40 auf der Waage, ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte mich. Ich habe es geschafft. Ich fühlte mich so leicht.

Magersucht ist so ein fucking Teufelskreislauf, ich sags euch!

Als ich wieder anfing zu essen (das war vielleicht gerade mal ein höchstens ein ganzer Apfel am Tag, aber es war immerhin ein Anfang), bekam ich höllische Schmerzen, denn mein ohnehin schon übersäuerter Magen war einfach nicht mehr an Essen gewohnt.

Ich konnte genau spüren, wie sich mein Magen ausdehnte. Millimeter für Millimeter.

Das war das allerschlimmste Gefühl.

Hunger hat sich besser angefühlt, als gesättigt zu werden.

Ich bildete mir sogar schon ein, dass der Magen mir applaudierte wenn er knurrte.

Als ich in den Spiegel schaute sah ich das komplette Gegenteil.

Oft lag ich in meinem Bett und fragte mich, ob es das alles überhaupt wert sei. Diese Schmerzen und dieses beschissene Leben! Ich wollte nicht mehr gesund werden, sondern einfach nur noch sterben! Ohne meine Freundehätte ich diese Zeit nie überstanden. Sie redeten mir gut zu und waren stolz auf mich,

auch wenn meine Mahlzeit bloß aus einem Joghurt am Tag bestand.

Mit der Zeit kamen auch all die ganzen Nebenwirkungen der Magersucht. Ich hatte seit mehreren Monaten keine Periode mehr. Stimmungsschwankungen und Depressionen as fuck.

Ich bekam den härtesten Haarausfall. Nach jeder Haarwäsche hatte ich einen fetten Büschel Haar in der Hand. Meine Kopfhaare wurden immer weniger. Dafür begannen Flaumhaare an meinem ganzen Körper zu wachsen, weil ich ja keine Fettschicht mehr hatte.

Ich war komplett ausgelaugt und spürte absolut kein Leben mehr.

Meine Freundin sagte sogar einmal zu mir, das ich aussah wie eine leblose Hülle. Ich war komplett abgemagert, bleich, ständig krank, habe permanent gefroren und mein gesamter Körper tat so weh.

Dadurch, dass ich halber Haut und Knochen war, war es alleine schon die Hölle in der Schule so lange sitzen zu müssen,

denn die Knochen der Wirbelsäule standen so sehr raus,

dass sie aufgeschlürft wurden.

Trotz dessen wollte ich es nicht einsehen, ich wollte noch dünner werden. Alle versuchten mich vergebens zum Essen zu bringen.

Ein Festival stand vor der Tür.

Mein erster Gedanke:

tanzen, tanzen, tanzen und möglichst wenig essen. Innerhalb 3 Tagen habe ich kaum Schlaf gehabt. Eine Packung getrocknete Feigen gegessen und permanent getanzt. Ich hab so unglaublich viel abgenommen.

Als ich nachhause kam, fing selbst mein Dad an fast zu weinen, er war so geschockt Ich rannte direkt zu der Waage.

37,8 kg. FUCK!

DAS war der allererste Moment wo mir mega mulmig wurde und ich Angst vor mir selber bekam.. Ich fing an zu weinen und wollte nicht mehr. Ich hatte Angst vorm Essen, vorm Zunehmen, vor der Reaktion anderer, vor mir Selbst und vor dem was noch kommen wird. Mir wurde bewusst, dass das so nicht weitergehen kann..


 
 
 

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